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Kraft und Farbe

von Götz Faubel

Porträt-Malerei

In ihren [aktuellen] Arbeiten befasst sich Andrea Milz mit der Portrait-Malerei.

Die Auswahl der porträtierten Persönlichkeiten ist nicht willkürlich. Die Lebensläufe der abgebildeten, bekannten Menschen tragen schon ein Spannungsmoment in sich. So muss in diesen Bildern der Wiedererkennungswert sichtbar sein, erst dann beginnt im Bild die künstlerische Impression, spürbar in dem vertikalen, vielschichtigen Farb - und Materialaufbau während des Entstehungsprozesses. Klar angelegte Konturen, übermalt, teilweise schon entfremdet mit strukturhaft aufgetragenen Acrylfarben, Graphit - Stiften und Farbkreiden. Schon jetzt werden wichtige emotionale Lebenslinien im Bild festgelegt:

Melancholie – Depression – Lust – Lebensfreude – Extrovertiertheit – Introvertiertheit.

Folgt man den geschichteten Mal – Ebenen weiter, werden diese Lebenslinien immer spürbarer. Die Acrylfarben werden durch Schraffuren und scheinbar willkürlichen Linien ergänzt, manchmal unterbrochen, manchmal auch verzerrt. Farbige Akzente entstehen, die aus dem eigentlichen Porträt nicht mehr ableitbar sind.

Die künstlerische Interpretation der inneren Seelenzustände beginnt schon bei der Auswahl der Bildgründe. Die Künstlerin verwendet Kaffeesäcke aus Jute, auf welchen Chiffon aufgeleimt wird und bezieht die vorhandenen "Prints" in die darauf angelegte Malerei ein. Die Oberflächen der Bildgründe werden in der Entwicklung unterschiedlich stark in die Malerei einbezogen, ohne aus sich selbst heraus erklärbar zu sein. Die Wahl der Leinwand trägt schon die erste künstlerische Interpretation in sich.

Alle Farb - und Materialschichten bilden in der gleichzeitigen Wahrnehmung des fertigen Porträts ein geheimnisvolles Psychogramm der Charaktere. Keine Malschicht ist wegzudenken, keine darf mehr hinzugefügt werden. Das Ergebnis ist eine eigene künstlerische Sprache.

Erst im Zusammenwirken aller Malschichten führt Andrea Milz den Betrachter von der Wiedererkennung zur Impression, zum Wesen des Modells.

Folgerichtig verzichtet die Künstlerin bei der Auswahl der Porträts unbekannter Menschen - überwiegend Frauen - auf den Wiedererkennungswert. Denn dieser hat keinen eigenen Wert. Die Künstlerin ist bei der Erforschung des Wesens auf sich allein gestellt, was eine Tendenz zur Abstraktion nach sich zieht.

Auch wenn die aktuellen Arbeiten gegenständlich sind, so lassen sich doch Verbindungen zu ihren früheren künstlerischen Arbeiten erkennen. Abstrakte Schraffuren, scheinbar willkürliche Linien und Farbelemente deuten den expressiven Charakter früherer gegenstandsloser Bilder an. Die Bildgründe finden sich in allen Malereien wieder. Die Ausdrucksstärke ihrer Porträts entdecken wir in den bildhauerischen Arbeiten früherer Kostüme wieder.

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